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Klanghaus Arnsberg

von Nicolai Angelov / Heribert Friedl

Die Straße mit dem ältesten Straßennamen in Neheim – 1350 erstmals urkundlich genannt – ist die "Möhnepforte". Im Mittelalter befand sich an dieser Stelle, wo Neheim durch die Möhne eine natürliche Grenze hat, eines der drei Stadttore. Von dort aus ging es über den Haarstrang nach Werl. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit führte hier offenbar ein bedeutender Verkehrsweg vom Hellweg in Richtung Hönnetal.

Heute überqueren hier Spaziergänger mit Hunden ebenso wie Wanderer mit Rucksack die Möhne und auch viele Radfahrer nutzen die Holzbrücke. Nicht wenige kommen vom Ruhrtalradweg, der nur wenige hundert Meter entfernt verläuft, wo die Möhne in die Ruhr mündet. Während Paddler den Fluss selbst als Verkehrsweg nutzen, rauschen in nächster Nähe Motorradfahrer, LKWs und Autos über die Autobahn und L745 entlang. Und nur ein paar Schritte südlich der Möhnepforte brummt das Leben auf Neheims Marktplatz und in der Fußgängerzone.

Möhnepforte – dieser Ort war und ist ein Knotenpunkt im Netz der Wege – und auch im unsichtbaren Netz des Stroms. In der Mitte des sogenannten Möhnebalkons steht ein Trafohäuschen, in dem elektrische Energie mit einer Spannung bis zu 36000 Volt in haushaltstaugliche 400 Volt umgewandelt wird – eine Abzweigung einer kleineren von einer großen Stromleitung quasi.

Durch eine Kooperation zwischen dem Kunstverein Arnsberg und RWE Deutschland ist das Trafohaus seit Mai 2011 ein Ort der Kunst: der aus Bulgarien stammende und in Berlin lebende Künstler Nicolai Angelov, umspannte die weißen Fassaden mit einem Netz aus dunkelgrünen Linien, die sich je im Zentrum einer Wand kreuzen und Knotenpunkte bilden. Die Beziehung zur Funktion des Trafohauses und zu diesem spezifischen Ort bilden für Angelov die Grundlage der Arbeit. Sogar ein ästhetischer Bezug zu dem benachbarten Fachwerkhaus ist deutlich erkennbar: die schwarzen Balken und weißen Gefache bilden dunkle Linien auf hellem Grund.  

Bei der Einweihung des neu gestalteten Trafohauses 2011 war noch eine weitere künstlerische Arbeit wahrnehmbar. Der Wiener Künstler Heribert Friedl hatte im Häuschen eine Klanginstallation positioniert, die durch die Lüftungsschlitze in der Tür hinaus ins Freie drang. Es handelte sich dabei um einen ca. 70-minütigen Querschnitt von Aufnahmen des Audiolabels "nvo" (nonvisual objects), das Friedl gemeinsam mit Raphael Moser 2005 gegründet hatte. Es bietet (Musik-)Künstlern, die sich mit neuer elektronischer Musik von digitaler Computermusik über Improvisationen bis hin zu reinen Fieldrecordings beschäftigen, eine Plattform.

Die meisten Kompositionen der Klanginstallation für das Trafohaus beginnen sehr leise; langsam werden dann Klänge und Geräusche wahrnehmbar, variiert, analysiert und interpretiert. Schließlich schwellen sie wieder ab und versiegen letztlich.

Durch diese subtile Klangintervention, die nur in geringer Entfernung zum Trafohäuschen zu hören war, gelang es Heribert Friedl, inmitten der lebhaften Umgebung mit dem plätschernden Fluss, dem Brummen der nahen Autobahn, dem Stimmengewirr vom Markt und aus der Fußgängerzone, die Aufmerksamkeit auf das einzelne Geräusch und letztlich auf die Stille selbst zu lenken und damit einen Ort des Innehaltens und der Pause auf unseren geschäftigen, schnellen Wegen zu schaffen.