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Blitzableiter-Anlage mit Einschlagzähler (Objekt für potentielle Natur-Schauspiele in Freilicht-Aufführung), Wildeshausen 1972 /Arnsberg 2015

von Timm Ulrichs

Dumpf poltert der Donner durch die schwüle Stille heran, prasselnder Regen kündigt sich im Geruch der schweren Luft an, den finsteren Himmel zerreißt plötzlich ein mächtiges, grelles Zucken, ein ohrenbetäubendes Krachen folgt.

Selten nur ist die unzähmbare Energie unserer Umgebung so wahrnehmbar wie bei einem Gewitter. Im Blitz wird sie auf beeindruckende Weise sichtbar. Die Blitzableiter-Anlage, ein schlichter Holzpfosten mit Eisenstange am oberen Ende und Erdungsanlage im Boden, bietet dem gewaltigen Naturschauspiel eine Bühne.

Wie der Blitzableiter die Elektrizität des Himmels sammelt, einfängt und der Erde vermittelt, so ist es von jeher der Künstler gewesen, der in besonderem Maße empfänglich ist für geistige Energie, für Ideen, für abstrakte Vorstellungen und der sie wahrnehmbar macht, indem er ihnen eine Form gibt.

In den alten Mythologien ist der Blitz stets ein Gruß des Himmels, der den Menschen von den Göttern gesandt wird als strafende Waffe, ebenso aber auch als Geschenk oder Zeichen. In der radikalen Performance "Den Blitz auf sich lenken" forderte Timm Ulrichs 1977 die himmlischen Gewalten heraus, indem er während eines Gewitters über ein Feld marschierte – bekleidet nur mit einer meterlangen Eisenstange auf dem Rücken.

Er ist damals nicht getroffen worden und auch die Blitzableiter-Anlage auf der Schützenwiese hat bislang keinen Blitz eingefangen; der integrierte Zähler steht noch auf 00. Die ungebändigte Gewalt der Natur scheint sich der Technik zu widersetzen, die sie einfangen und akribisch aufzeichnen soll.

Das Hauptgewicht der Arbeit liegt allerdings auf der Möglichkeit eines Einschlags, wie bereits der Titel betont. Denn der schlichte Blitzableiter hat die Kraft, selbst bei ruhigem Wetter diese imposanten Bilder vor unserem inneren Auge zu erschaffen: polternder Donner, prasselnder Regen und ein grell zuckender Blitz.