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Der 30. Januar 1933 und folgende Jahre aus französischer Sicht - Stadtbibliothek Neheim präsentiert zeitgenössischen Blick auf Nazi-Deutschland in der Zeitschrift „VU“

Ende Januar wurde der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler vor 90 Jahren gedacht. Das Datum „30. Januar 1933“ steht wie kein anderes für den Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland. Die Stadtbibliothek Neheim widmet sich anlässlich dieses Datum mit einer außergewöhnlichen Ausstellung – „Der Blick der Anderen – das 3. Reich im Spiegel der französischen Zeitschrift VU“ der Erinnerung daran.

Die Ausstellung zeigt originale Zeitungsartikel und Titelseiten aus einer privaten Sammlung, die Entwicklung und Aufstieg von Hitler-Deutschland aus einer anderen Sicht zeigen. Zu sehen sind die Bilder und Zeitungsartikel bis zum 9. Mai 2023 in den Räumen der Bibliothek zu den regulären Öffnungszeiten.

Ausstellung bis zum 9. Mai

Hitler übernahm am 30. Januar 1933 die Führung einer Koalitionsregierung von NSDAP und nationalkonservativen Verbündeten (DNVP, Stahlhelm). Sehr schnell aber wandelte er die Demokratie der Weimarer Republik in eine zentralistische Diktatur um. Der 30. Januar 1933 ist ein schwerwiegendes Datum der deutschen Geschichte – er war aber auch ein Tag, der in der Folge fast alle europäischen Nationen, ja fast alle Staaten der Welt betraf – natürlich auch Frankreich. Und genau für eine Darstellung des „französischen Blicks“ auf Deutschland in dieser Zeit ist „VU“ ein spannendes Medium: Die „VU“ war in ihrer Zeit eine sehr moderne politische Illustrierte. Sie setzte Standards in Layout und Fotografie, v.a. durch eindrucksvolle Montagen aus Text und Bild. Dabei bezogen die Macher von „VU“ klar Position gegen den Nationalsozialismus, brandmarkten u.a. die Verfolgung der Juden, die deutsche Aufrüstung und die Militarisierung der deutschen Gesellschaft.

Ausstellung zeigt 20 Originale

Die Ausstellung zeigt im Original mehr als 20 ausgewählte großformatige Titelillustrationen und Innenseiten, die zwischen 1930 und 1939 erschienen. Eindrucksvoll zeigen sie den Weg in die Diktatur und den 2. Weltkrieg aus französischer Sicht. Die Auswahl der präsentierten Beiträge orientiert sich v.a. an wichtige historischen Daten sowie an der Qualität der Bilder und Montagen. Die Stadtbibliothek setzt sich damit erneut mit dem Thema Medien auseinander. An der Gestaltung der Ausstellung haben der Arnsberger Fotograf Manfred Haupthoff und die Grafikerin Simone Bannach mitgewirkt. Die Ausstellung ist ab sofort und noch bis zum 9. Mai 2023 zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek, Marktpassage, Neheimer Markt 2. (dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr) zu sehen.

Hintergrund: „VU“ – die moderne Illustrierte ihrer Zeit

„VU“ war eine französische politische Illustrierte, die von 1928 bis 1940 in insgesamt 638 Ausgaben erschien. Gründer und Herausgeber war Lucien Vogel (1886–1954). Er ließ sich dabei von der „Berliner Illustrierten“ inspirieren. Wie diese legte „VU“ besonderen Wert auf gute Fotografien. Moderne Drucktechniken und das große Format der Zeitschrift (28 x 37 cm) ermöglichten ein für damalige Zeiten ungewöhnliches Layout und eine aufwändige Bildpräsentation. Die moderne Konzeption des Magazins fand eine beachtliche Aufmerksamkeit. „VU“ gilt als Vorbild z.B. großer amerikanischer Zeitschriften wie „Life“ und „Look“. Zu den Fotograf*innen zählten u.a. der Mitbegründer der Fotoagentur Magnum Henri Cartier-Bresson, André Kertész, Brassaï, Germaine Krull, Robert Capa und Gerda Taro, Man Ray, James Abbe und Berenice Abott. Nach der so genannten Machtergreifung der Nationalsozialisten bot „VU“ etlichen Emigrant*innen eine berufliche Heimat.

Kampf um die Bilder

Als politisch linkes Blatt zeigte „VU“ ein großes Interesse an der Situation in Deutschland. Ziel war es, Informationen durch neutrale Beobachtungen zu vermitteln. Dazu sollte v.a. das Medium Fotografie dienen. Das NS-Regime seinerseits prägte eine Bildsprache von enormer verführerischer Kraft. Sie glorifizierte Massenaufmärsche, uniformes Verhalten und eine dynamische, kraftvolle Gestik.

Massenaufmärsche - uniformes Verhalten

„VU“ konnte daher dieses Bildmaterial nicht ungefiltert verwenden. Zunächst konnte „VU“ durch eigene Journalisten ein differenziertes Bild des deutschen Alltags zeigen. Es schloss auch Fotos KZs und zur Situation der Juden ein. Tatsächlich zeigte „VU“ als Zeitschrift sogar Bilder u.a. aus dem KZ Dachau. Zudem versuchte „VU“, die Bilder und Texte, die das NS-Regime verbreitete als Mittel politischer Manipulation zu zeigen: Veröffentlichungen deutscher Stellen wurden mit anderen Aussagen konfrontiert. In erster Linie aber sollten augenfällige Layouts und Fotomontagen die deutschen Propagandabilder entlarven. Dennoch: Manchen dieser Bilder konnte auch „VU“ ihre manipulative Kraft nicht völlig nehmen…