Von Sonntag, 1. Juni bis Sonntag, 14. September lädt die Stadt an der Ruhr ein, das Kultursommer-Programm in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken mit Ausstellungen, Konzerten, Festen und Festivals, Theater, Lesungen, Workshops, Artistik, Akrobatik, Kabarett und Clownerie. Das abwechslungsreiche Programm erwächst aus den Ideen und dem Engagement von Kunstschaffenden, Ehrenamtlichen und Vereinen in Kooperation mit dem Kulturbüro und anderen kulturellen Institutionen. Von Ost nach West und Nord nach Süd werden die Stadt Arnsberg und ihre Ortsteile zur Bühne.
01.06.2025 - 14.09.2025
Malerei ist für Heike Wiegand-Baumeister nicht nur Spiel mit Farben und Formen, kreatives Experimentierfeld und kompositorische Herausforderung, sondern auch Erinnerungsarbeit und poetische Reflexion über den Zustand der Welt, so wie er sich ihr zeigt. Die innige Verbindung zwischen bildender Kunst und Literatur wird in diesem Ausstellungsprojekt in besonderer Weise sichtbar.
Bilder, Skulpturen, Objekte und ausgewählte Textstellen kreisen um die eine Frage: Wie geht der Mensch mit all dem um, was ihm anvertraut ist?
Vernissage: 04.07. 18:00 Uhr
Öffnungszeiten: montags u. mittwochs 16:00 - 19:00 Uhr, sonntags 14:00 – 17:00 Uhr
Gedanken-Bilder zum Anthropozän
Der Mensch macht sich die Erde untertan – was als biblisches Versprechen begann, erfüllt uns heute mit Sorge. Es vergeht kein Tag ohne Nachrichten über die bedrohlichen Auswirkungen des menschlichen Tuns auf unseren Planeten. Ehrlich gesagt mag das keiner mehr hören … Aber sich die Ohren verstopfen, bringt uns nicht weiter. Die Eingriffe des Menschen in unsere Biosphäre bewegen sich auf einen Kipppunkt hin, an dem wir keinen Einfluss mehr auf die Bewahrung unserer ökologischen Grundlagen nehmen können. Vielleicht müssen ganz andere Sinne berührt werden, um den Aufschrei des Planeten zu vernehmen – Kunst und Literatur sind möglicherweise besser in der Lage, tiefere Empfindungen in den Menschen hervorzurufen, als es ein wissenschaftlicher Sachbericht vermag. Es war schon immer die Hoffnung der Kunst: die Welt auf magische Weise verstehen zu können.
Die Idee
Das ist der Gedanke, der dem neuen Ausstellungsprojekt von Heike Wiegand-Baumeister zugrunde liegt. Als Motto wählte sie eine Gedichtzeile von Ingeborg Bachmann, die das, was sie in ihrer Arbeit seit mehr als zehn Jahren bewegt, genau auf den Punkt bringt. Ihre Bilder, Skulpturen und Objekte kreisen immer um die Frage „Wie geht der Mensch mit all dem um, was ihm anvertraut ist?“ Und sie meint: Es gibt zu viele Opfer. Seit Jahrtausenden ist im kollektiven Bewusstsein der Menschheit die Furcht vor Größenwahn und Selbstüberschätzung tief verankert und findet im Mythos, in Drama und Poesie ihren Ausdruck. Um daran zu erinnern, hat die Künstlerin begleitend zu den Bildern für diese Ausstellung Texte aus diesem kollektiven Erfahrungsschatz gesammelt. Die meisten der gezeigten Arbeiten sind in den letzten Jahren entstanden. Es wurden aber auch ältere Werke ausgewählt, die einen Bezug zum Thema der Ausstellung haben.
Der Prozess
Malerei ist für Heike Wiegand-Baumeister nicht nur Spiel mit Farben und Formen, kreatives Experimentierfeld und kompositorische Herausforderung, sondern auch Erinnerungsarbeit und poetische Reflexion über den Zustand der Welt, so wie er sich ihr zeigt. Als gelernte Germanistin war sie ein Berufsleben lang mit der Literatur beschäftigt. Das hat fundamentale Auswirkungen auf ihre Malerei: kaum eine Arbeit entsteht, ohne dass dabei Bezüge zu literarischen Texten aller Art gedanklich mit im Spiel sind. Aus dem experimentellen Umgang mit dem Material – Farbe, Papier, Erden, auch Holz und Fundstücke - wird im Kontext mit den literarischen Erinnerungsfetzen das Thema des Werks erarbeitet. Diese innige Verbindung zwischen bildender Kunst und Literatur will sie in diesem Ausstellungsprojekt in besonderer Weise sichtbar machen.
"Wenn ihr mir nicht glaubt, was tut's?
Die Zukunft kommt gewiss.
Nur eine kleine Weile
Und ihr seht es selbst.!"
Kassandra
Alles Sein verändert sich, Organismen, geologische Formationen, Gewässer, Wind und Wetter ebenso wie Gesellschaftssysteme, Normen und Ideen, überhaupt alles von Menschen Gemachte. Es gibt wirklich nichts, was auf Dauer Bestand hat, nicht einmal die Sterne und das Universum. Nichts bleibt im Status Quo. Das Kloster dagegen schien auf den ersten Blick ein Versprechen der Ewigkeit zu sein, die Klosterarchitektur die Stein gewordene Manifestation eines Lebens im Rückzug vom Getriebe der Welt, eines Lebens der Kontemplation, der Ordnung und Stille. Natürlich täuscht das – gerade die wechselvolle Geschichte von Wedinghausen zeigt, dass dieses Kloster und diese Klosteranlage seit seiner Gründung die heftigsten Transformationen durchlebt hat, bis hin zu seinem fast völligen Vergessen und seiner glücklichen Wieder-Auferstehung durch die Renovierung vor gut zwanzig Jahren. Die Arbeiten, die für diesen Ausstellungsort ausgewählt wurden, thematisieren weitgehend auf die eine oder andere Weise dieses Phänomen des permanenten Wandels – sie setzen sich insbesondere mit den Veränderungsprozessen und Verwandlungen auseinander, die der Mensch verursacht.
Die Künstlerin
Heike Wiegand-Baumeister beschäftigt sich in ihrem Atelier in Arnsberg seit vielen Jahren vorwiegend mit experimenteller Malerei. Sie experimentiert aber auch mit Objektkunst aus Fundstücken und erarbeitet ab und zu Holzskulpturen in der Werkstatt von Sebastian Betz. Im Rahmen des Kunstsommers und der Phantasiewerkstatt der Stadt Arnsberg leitete sie diverse Workshops und erteilt Kurse für experimentelle Malerei in ihrem Atelier. Regelmäßig präsentiert sie Arbeiten in Einzelund Gemeinschaftsausstellungen (Arnsberg, Soest, Sundern, Dortmund, Münster)
Gedanken-Bilder zum Anthropozän
Ausstellung im Westflügel des ehemaligen Kloster Wedinghausen
Klosterstr. 11 - 59821 Arnsberg
vom 04. Juli bis 04. Aug. 2024
Geöffnet montags und mittwochs: 16.00 – 19.00 Uhr und sonntags: 14.00 – 17.00 Uhr
"…Nichts ist von Bestand in der Weite des
Weltalls. Rings ist Fluss, und jedes Gebild
ist geschaffen zum Wechsel.
Selbst die Zeit auch gleitet dahin in
beständigem Gange,..."
aus: Ovid, Metamorphosen