Ergebnisse des 1. Bürger:innenrates Arnsberg - Fortschreibung

Die Energiekrise ist insgesamt eine Existenzkrise. Vielen Menschen nimmt sie die finanzielle Sicherheit, ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, da das allgemeine Preisniveau steigt. Darüber hinaus ist die sichere Versorgung mit Energie und Lebensmitteln gefährdet. Wie kann die Existenzsicherheit aller Bürger*innen also langfristig gewährleistet werden?

Ideen des Bürger:innenrates

Um die Existenzsicherheit der Bürger*innen zu gewährleisten ist es notwendig, die Souveränität über Energie und Lebensmittel zu stärken. Im Hinblick auf die Energiesouveränität sollte der öffentliche Raum und öffentliche Gebäude verstärkt für den Ausbau erneuerbarer Energien genutzt werden. Im Hinblick auf die gestiegenen Lebensmittelpreise können alternative Versorgungswege gestärkt werden, zum Beispiel indem die Stadt Arnsberg nach dem Vorbild der „Essbaren Städte“ öffentliche Grünflächen fortan mit Gemüse und Obst bepflanzt. Darüber hinaus können Höfe gefördert werden, die das Konzept der „Solidarischen Landwirtschaften“ (s. z.B. Tiggeshof) aufbauen wollen. Außerdem sollten mehr Gemeinschaftsgärten im Stadtgebiet entstehen, damit die Menschen sich teilweise selbst und kostengünstig versorgen können. Besonders betroffenen Menschen können Sach- und Lebensmittelspenden kurzfristig helfen. Um die Zahlungsfähigkeit der Bürger*innen zu gewährleisten, sollten diese insgesamt entlastet werden, indem Mieterhöhungen gebremst und Gebühren, z.B. für die Kita oder das Schulessen, gesenkt werden.

Die Unsicherheitsfaktoren beeinträchtigen die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Wie können betroffene Menschen bestmöglich betreut werden?

Ideen des Bürger:innenrates

Im Hinblick auf die psychische Gesundheit der Bürger*innen schlägt der Bürger*innenrat vor, verstärkt Streetworker*innen einzusetzen, die aktiv hilfsbedürftige Menschen unterstützen und Informationen z.B. zum Energiesparen verteilen. Die Streetworker*innen sollten systematisch Arme, Alte und andere besonders betroffene Gruppen ansprechen. Sie können auch Hausbesuche anbieten. Die Arbeit auf der Straße sollte ergänzt werden durch eine dauerhafte Einrichtung, z.B. ein Bürger*innenbüro, das Hilfestellungen bietet.

Unterschiedliche Betroffenheiten können die Spaltung der Gesellschaft begünstigen. Wie kann das solidarische Miteinander gerade in Zeiten der Belastung gestärkt werden? Wie kann auch einer allgemeinen Panik durch eine transparente und ehrliche Berichterstattung vorgebeugt werden?

Ideen des Bürger:innenrates

Um das Vertrauen der Gesellschaft in die Politik zu erhalten oder zurückzugewinnen, sollte diese die Gewinner*innen der Krise stärker in die Verantwortung nehmen, z.B. Energiefirmen oder andere Unternehmen, die eher profitieren. Darüber hinaus sollte die Wirtschaft dazu verpflichtet werden, Ressourcen zu sparen, z.B. bei Verpackungen und Energie. Gleichzeitig können auch in Not geratene Start-Ups und Unternehmen gefördert werden und alternative Wirtschaftsformen, wie z.B. Unverpacktläden, unterstützt werden. Diese Leistungen durch den Staat sollten insgesamt bedarfsgerecht erfolgen, d.h. mehr Unterstützung für die sozial schwächere Bevölkerung und weniger Unterstützung für die Personen, die es sich leisten können. Insgesamt ist die Energiekrise jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, weshalb neben einer adäquaten Politik auch das Engagement der Bürger*innen gefragt ist. Die Politik kann dieses Engagement fördern. Zum Beispiel könnte ein Bürger*innenfonds eingerichtet werden, der in Not geratene Arnsberger*innen unterstützt. Durch Spendenaktionen, z.B. eine Kalenderspendenaktion, kann Geld für den Fonds gesammelt werden. Außerdem sollten solidarische Netzwerke und das bestehende Ehrenamt unterstützt werden. Menschen, die sich nicht dauerhaft in Vereinsstrukturen engagieren wollen, können flexible Ehrenämter angeboten werden.

Die Energiekrise macht die Notwendigkeit zum Energiesparen deutlich. Es stellt sich die Frage, wie der individuelle Personenverkehr reduziert und dafür der Rad- und Fußverkehr ausgebaut und erneuerbare Energien mitsamt der notwendigen Infrastruktur, z.B. E-Ladestationen, gefördert werden können.

Ideen des Bürger:innenrates

Der Bürger*innenrat identifizierte mehrere Maßnahmen, um den Verbrauch von Energie zu reduzieren. Zum einen kann Beleuchtung im öffentlichen Raum gespart werden. Dort wo Licht nachts notwendig ist, können Bewegungsmelder Licht dimmen oder abschalten, wenn niemand anwesend ist. Dies gilt zum einen für die Straßenbeleuchtung, zum anderen für die Beleuchtung und das Ausleuchten von Gebäuden. Darüber hinaus sollte die allgemeine Mobilität umweltfreundlicher und energiesparender gestaltet werden. Dazu muss der ÖPNV im ländlichen Raum nutzer*innenfreundlich gestaltet werden, z.B. durch einen Bürgerbus, On Demand Bürgertaxi oder den Ausbau von Mitfahrangeboten. ÖPNV-Angebote sollten auch mit den großen Wirtschaftsunternehmen abgestimmt und auf ihre Bedürfnisse angepasst werden. Eine Voraussetzung für die stärkere Nutzung des ÖPNV ist der Ausbau der Regiotram. Um den Pendler*innenverkehr zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu reduzieren, kann es sinnvoll sein, verstärkt Co-Workingplätze in der Stadt auszubauen, damit Pendler*innen weniger häufig ins Büro fahren müssen. Damit die Menschen die Angebote nutzen, sollten sie per App leichter buchbar sein und durch Werbung bekannt gemacht werden.

Weitere Maßnahmen für eine nachhaltigere Kommune werden sichtbar, indem die Stadt Arnsberg eine strukturierte Nachhaltigkeitsberichterstattung verfolgt. Diese kann sich positiv auf das Thema Energiesparen und soziale Nachhaltigkeit auswirken und das bereits bestehende Engagement der Kommune für eine nachhaltige Entwicklung transparent machen. Ziel der Nachhaltigkeitsanalyse ist es, die Wirtschaft sozial gerecht und ökologisch verträglich zu gestalten.

 

Damit die Gesellschaft weniger Energie verbraucht, muss das Bewusstsein und die Akzeptanz für Energiesparmaßnahmen steigen. Wie kann das Bewusstsein für den Energieverbrauch in den Haushalten und in Unternehmen und Organisationen gestärkt und die Wirksamkeit von Maßnahmen besser überprüft werden?

Ideen des Bürger:innenrates

Damit die Bürger*innen die Maßnahmen zum Umgang mit der Energiekrise akzeptieren und mittragen, ist es notwendig, das allgemeine Bewusstsein für Sparmaßnahmen zu erhöhen. Dazu können (Plakat-)Kampagnen zum Thema Energiesparen beitragen sowie die Aufforderung zu freiwilligen autofreien Sonntagen. Darüber hinaus sollte der Zugang zu Informationen erleichtert werden. Zum Beispiel können Energiesparkurse für alle kostenfrei angeboten werden. Darüber hinaus können Informationen zum Energiesparen und klimafreundlicher Ernährung auch auf Straßenfesten verteilt werden. Damit bestehende Informationen besser angenommen werden, sollten öffentliche Homepages nutzer*innenfreundlich gestaltet und soziale Medien stärker bespielt werden. Neben der Aufklärung der Bürger*innen sollten Anreize für sparsames und klimafreundliches Verhalten gegeben werden, damit sich das Verhalten der Bürger*innen wirklich ändert. Darüber hinaus müssen neue Gewohnheiten und Verhaltensweisen erlernt werden, z.B. das Reparieren von Produkten. Dies kann durch Skill-Sharing-Angebote wie Repair-Cafés oder Nähtreffpunkte gefördert werden. Gemeinschaftliche Unternehmungen wie Bürger* innen-Energiegenossenschaften können die Akzeptanz für erneuerbare Energien steigern. Es ist darüber hinaus wichtig, die Verhaltensänderungen nicht als Verzicht, sondern als positive Vision und Geschichte zu bewerben. Letztlich sollte sowohl Wirtschaft und Politik als auch jeder einzelne Bürger und jede einzelne Bürgerin verantwortungsvoll leben.

Für den Notfall einer Mangellage sollte ausreichend vorgesorgt sein und auch ausreichend Personal zu Verfügung stehen, um z.B. nach einem Ausfall Heizungen wieder anschalten zu können. Wie kann für Mangellagen vorgesorgt werden, im Hinblick auf Informationen und Handwerker*innen? Wie kann die kritische Infrastruktur außerdem langfristig vor möglichen Anschlägen gesichert werden?

Ideen des Bürger:innenrates

Für den Notfall einer Energiemangellage sollte vorgesorgt werden, indem zentrale Wärmehallen eingerichtet werden, in denen sich Menschen aufwärmen können.